Unterrichtsmaterial zur Karwoche und Christi Himmelfahrt

4.6 Lehrermaterial

Hintergrundinformationen für die Lehrkraft zum Gründonnerstag zu und Gebhardts Gemälde „Das letzte Abendmahl“

Das letzte Abendmahl feiert Jesus am Gründonnerstag

Am Gründonnerstag feiert Jesus das letzte Abendmahl mit seinen zwölf Jüngern. Mit den Worten „Dies ist mein Leib, dies ist mein Blut“ (Lk 22,19–20) teilt er Brot und Wein mit ihnen und setzt damit das heilige Abendmahl ein. Er weiß, dass ihn der Apostel Judas verraten wird und dass er am frühen Morgen festgenommen wird. Heute feiern Christen dieses Ereignis in jeder heiligen Messe oder in jedem Gottesdienst. Während des Abendmahls teilt der Priester oder der Pfarrer*in Brot und Wein als Leib und Blut Jesu aus.

„Das letzte Abendmahl“ von 1870 gehört zu den Hauptwerken aus der frühen Schaffensphase Eduard von Gebhardts (vgl. Gries 1995: 40). Es wurde nicht im Auftrag einer kirchlichen Institution gemalt, sondern war von Anfang an für ein Museum bestimmt (vgl. ebd., 46).

Jesus sitzt mit seinen zwölf Jüngern an einem langen Tisch. Im Hintergrund ist eine dunkle, holzvertäfelte Wand zu sehen, die mit einer Blumengirlande geschmückt ist. Das helle Tischtuch mit seinen Bügelfalten ist realistisch dargestellt und hebt die zentrale Gruppe mit dem unbewegten Jesus hervor. Seine langen, gescheitelten Haare fallen ihm auf die Schultern, sein idealisiertes Gesicht wirkt leicht verklärt. Gebhardt entwickelte hier einen Jesustypus, den er in all seinen späteren Bildern beibehielt (vgl. ebd., 41).

Auf dem Tisch vor Jesus stehen ein großer Kelch und gebrochenes Brot. In der einen Hand hält er ein Stück Brot, mit der anderen macht er eine segnende Geste. Damit wird der Moment der Einsegnung von Brot und Wein dargestellt. Kurz zuvor hatte Jesus den Verrat durch einen Tischgenossen offenbart, woraufhin die Jünger unterschiedlich reagierten.

Johannes legt vertrauensvoll seine Hände auf Jesu Schulter und Arm und blickt ihn fragend an. Jakobus Alphäus sitzt links neben Jesus, hält sich die Hand vor den Mund und schaut mit forschendem Blick auf seinen Herrn. Nathanael hat sich erhoben und steht nun gebeugt hinter Jesus. Links neben Johannes sitzen Simon Zelotes, Andreas und Jakobus Zebedäus mit betroffenen Gesichtern im Halbdunkel des Raumes.

Das Tischende wird von der kraftvollen Gestalt des Simon Petrus dominiert. Er hat seine geballte Faust energisch auf den Tisch gelegt, seine Körperhaltung verrät Ablehnung und Zorn. Neben ihm sitzt Judas Thaddäus, der nachdenklich den Blick senkt. Sein Gewand fällt in schlaffen Falten herab. Am anderen Tischende versucht der greise Matthäus, den weinenden Thomas zu trösten, der seine Hand vors Gesicht schlägt.

Gegenüber von Jesus war der Platz von Judas Ischariot, der damit als Gegenspieler dargestellt wird. Judas ist aufgestanden und zur Tür gegangen – nur Bartholomäus bemerkt dies. Er gehört nun nicht mehr zum engen Kreis der Jünger. Judas ist außerdem der Einzige, der Blickkontakt mit dem Betrachter aufnimmt (vgl. ebd.).

Hartmann meint, dass es für Gebhardt nicht darum geht, die einfache Szene nach Jesu Worten darzustellen, sondern die Wirkung seiner Worte auf die Menschen seiner eigenen Zeit zu zeigen (vgl. Hartmann 1954: 105).

Im Gegensatz zu Jesus sind die Jünger keine idealisierten Figuren, sondern von ihrem Leben geprägte Männer. Ihre harte Arbeit spiegelt sich in Körperhaltung und Gesichtsausdruck wider. Diese markanten Gesichter basieren oft auf Studien estnischer Bauern (vgl. Thomson 1991: 23).

Accept Cookies