Unterrichtsmaterial zur Karwoche und Christi Himmelfahrt
1.3 Lehrermaterial
Hintergrundinformationen für die Lehrkraft über Gebhardts Leben und Werk
Eduard von Gebhardt
Eduard Karl Franz von Gebhardt wurde am 1./13. Juni 1838 als Sohn des Pastors Ferdinand von Gebhardt im Pastorat St. Johannis in Jerven (Järva-Jaani) geboren. Das Leben der Familie war tief im orthodox-lutherischen Glauben verwurzelt (vgl. Gries 1995: 12). Bis zu seinem zwölften Lebensjahr wuchs Gebhardt in der harmonischen, von humanistischer Kultur geprägten Atmosphäre des Pastorats auf (vgl. Clemen 1938: 66). Die Eindrücke aus seiner Kindheit und sein Elternhaus beeinflussten ihn nachhaltig und prägten sowohl seine Persönlichkeit als auch sein künstlerisches Schaffen.
Schon früh zeigte Gebhardt eine besondere Begabung für die Malerei. Bereits im Alter von vier Jahren machte er auf sich aufmerksam, indem er mit Kreide Porträts von Gästen auf den Boden eines Nebenzimmers zeichnete. Pastor Gottfried Kittel beschrieb dieses Ereignis später folgendermaßen:
„Seine Eltern hatten Besuch bekommen, er aber erschien alle Augenblicke im Saal, wo die Gäste saßen, um sie zu betrachten, und verschwand dann wieder. Weil ihnen sein Verhalten auffiel, folgten sie schließlich seinen Spuren und fanden zu ihrem Erstaunen auf dem Fußboden eines Nebenzimmers wohlgelungene Bilder der Gäste, gezeichnet von seiner Kinderhand.“ (Kittel 1930: 28)
Seine schulische Ausbildung begann er mit häuslichem Unterricht. 1850 wurde er an das Gouvernements-Gymnasium in Reval (Tallinn) geschickt. Von 1855 bis 1857 erhielt er seine künstlerische Grundausbildung an der Kunstakademie in St. Petersburg. Während dieser Zeit lebte er bei dem Maler August von Pezold, mit dessen Familie er zeitlebens eng verbunden blieb (vgl. Thomson 1991: 13). Viele Briefe, die er mit ihnen austauschte, wurden später von Reinhold Graubner herausgegeben.
Nach drei Jahren verließ Gebhardt die St. Petersburger Akademie und zog nach Deutschland. 1857/58 reiste er durch Holland und Belgien, bevor er sich in Karlsruhe niederließ und dort die Kunstakademie besuchte (vgl. Gries 1995: 13). 1860 kam er nach Düsseldorf, wo er Schüler in der Privatschule von Wilhelm Sohn wurde. Schon bald entschied er sich, dauerhaft in Düsseldorf zu bleiben. Besonders die niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts beeindruckte ihn tief, und Rembrandt wurde für ihn zu einer zentralen Inspirationsquelle (vgl. Gries 1995: 14).
1872 heiratete Gebhardt Klara Maria Anna Jungnick, mit der er drei Kinder hatte. Zwei Jahre später, 1874, wurde er zum Professor an der Kunstakademie in Düsseldorf berufen, wo er bis zu seinem freiwilligen Rücktritt im Jahr 1912 Malklassen leitete (vgl. Gries 1995: 14).
Als „wahrer Erneuerer der religiösen Malerei Deutschlands auf evangelischer Grundlage“ (vgl. Gries 1995: 15) erhielt er zahlreiche Aufträge. Anfang der 1880er Jahre reiste er erstmals nach Italien (Oberitalien, Toskana, Rom) und war besonders von den dortigen Fresken fasziniert. Großaufträge, darunter Werke für das Kloster Loccum, die lutherische Friedenskirche in Düsseldorf und die Kapelle des Düsseldorfer Nordfriedhofs, ermöglichten es ihm, die in Italien gewonnenen Eindrücke in seine Kunst einfließen zu lassen.
In seinen letzten Lebensjahren ließ seine Schaffenskraft nach. In Briefen klagte er über Ideenlosigkeit und Arbeitsmüdigkeit. Sein letzter großer Auftrag war ein Fresko in der Marienkirche in Dortmund. Dennoch arbeitete er bis zu seinem letzten Tag an kleineren Gemälden (vgl. Gries 1995: 16).
Eduard von Gebhardt verstarb am 3. Februar 1925 im Alter von 86 Jahren in seinem Haus in Düsseldorf. Er wurde auf dem Ehrenhügel des Düsseldorfer Nordfriedhofs beigesetzt (vgl. Gries 1995: 14).